Ein Tradition reich an Mythen und Symbolismus

Ein alter und weit verbreiteter Aberglaube rankt sich um das Verschenken von Schneidwerkzeugen wie Messern oder Scheren. Dieser Glaube besagt, dass das Überreichen eines solchen Werkzeugs das "Band der Freundschaft" zerschneiden könne. Eine derartige Gabe könne jedoch gerettet werden, wenn der Empfänger - sofern er abergläubisch ist - dem Schenkenden ein Geldstück gibt. Selbst wenn der Wert des Geldstücks gering ist, symbolisiert dieses den "Kauf" des Geschenks und versiegelt somit die Beziehung. Der Schenkende sollte das Geldstück dabei nicht zurückweisen. Dieser Aberglaube hat sich von Asien über Russland und Europa bis in die USA ausgebreitet und manifestiert sich in verschiedenen Varianten.

In einigen Erzählungen wird behauptet, dass nicht nur Freundschaften, sondern auch Geschäftsbeziehungen nach einem Messergeschenk scheitern könnten. In manchen Kulturen wird behauptet, dass Liebe bei Hochzeitspaaren zerstört wird, wenn ein Messer als Geschenk überreicht wird. Andere Mythen besagen, dass der Beschenkte sich an dem Messer schneiden wird, oder dass derjenige, der ein Taschenmesser geöffnet hat, es auch wieder schließen muss, da sonst die Freundschaft zerschnitten wird.

Die Herkunft dieses jahrhundertealten Aberglaubens bleibt rätselhaft. Doch Tatsache ist, dass Messer als eines der ursprünglichsten Werkzeuge und gleichzeitig als Waffe immer von einer Aura des Geheimnisvollen umgeben waren. Dies wird auch in Filmen, in denen Figuren wie "Rambo" oder "Crocodile Dundee" durch ihre Messer zu Helden werden, deutlich. Selbst Jacob Grimm erwähnt diesen Aberglauben in seiner "Deutschen Mythologie" aus dem Jahre 1835 und bezieht sich auf die Chemnitzer Rockenphilosophie.

Gegen jeden Aberglauben gibt es "glücklicherweise" Abwehrmittel, die sich beim Schenken eines Messers weltweit ähneln. Beispielsweise wird in der angloamerikanischen Tradition ein Penny direkt auf die Klinge geklebt. Andere Traditionen sehen vor, dass beim Geschenk eines Messers eine Münze wie ein Cent beigelegt wird. So haben zum Beispiel auch eidgenössische Messerhersteller zeitweise ein Rappen-Geldstück ihren Schweizer Taschenmessern beigelegt. Auch heute gibt es noch Hersteller, die Ihren Messern einen Cent beilegen, auf die Rechnung kleben oder gar Geschenk-Pfennige in ihren Shops anbieten.

Aberglaube und Moderne

Obwohl in einigen Kulturen das Verschenken von Messern mit Aberglauben und negativen Vorzeichen verbunden ist, sollten wir bedenken, dass die Bedeutung solcher Überlieferungen im Laufe der Zeit abnehmen kann. Heutzutage verstehen die meisten Menschen den Aberglauben eher als interessante kulturelle Eigenheit und weniger als ernstzunehmende Warnung. Moderne Ansichten betonen eher die Praktikabilität und Bedeutung von Küchenmessern als Geschenk.

Letztendlich geht es beim Schenken darum, Beziehungen zu stärken und Liebe auszudrücken. Ein Küchenmesser als Geschenk symbolisiert die Einladung, gemeinsam Zeit in der Küche zu verbringen, kulinarische Abenteuer zu teilen und die Freude am Kochen zu genießen. Es ist ein Zeichen der Verbundenheit und des Vertrauens, da es impliziert, dass der Beschenkte in der Lage ist, mit diesem Werkzeug umzugehen und er - richtige Pflege vorausgesetzt - sich über lange Jahre an seinem Geschenk erfreuen wird.

Wir kennen den Brauch übrigens so, dass der Beschenkte dem Schenkenden einen Cent aus eigener Tasche zurückgibt und so das Messer symbolisch "abkauft". Wer also doch ein bisschen abergläubisch ist, kann damit auf Nummer Sicher gehen :-)